Ein Tagebuch, das Freude schenkt

Beim Praktikum lernte Sarah Edinger aus Marchtrenk, die die Caritas-Schule für Sozialbetreuungsberufe absolvierte, Bettina F. kennen. Diese hat seit einer Erkrankung in der Kindheit Schwierigkeiten, sich Dinge zu merken und Neues zu lernen. Der Wunsch, ihr den Alltag zu erleichtern, brachte Sarah Edinger auf die Idee für ein einzigartiges Fachprojekt. Wer ebenfalls Interesse an einem Sozialbetreuungsberuf hat, kann sich am Dienstag, 7. November, 17 Uhr an der Caritas-Schule, Schiefersederweg 53, Linz-Urfahr, über die Ausbildung und spätere Arbeitsmöglichkeiten informieren. Infos unter www.ausbildung-sozialberufe.at

Als Diplom-Sozialbetreuerin Familienarbeit ist Sarah Edinger gleichzeitig auch Fach-Sozialbetreuerin Behindertenarbeit. Im Zuge ihrer dreijährigen Ausbildung absolvierte sie ein Praktikum bei der Lebenshilfe Wels, wo sie Bettina F. (40) kennenlernte: Bettina kann sich oft nur wenige Minuten lang konzentrieren. Doch alles, was sie vor ihrer Herpes-Enzephalitis Erkrankung gelernt hat, beherrscht sie auch jetzt noch sehr gut. Zum Beispiel lesen, schreiben, die Grundrechnungsarten und einfaches Englisch. Um sich etwas zu merken, notiert sich Bettina vieles auf Zettel. „Die Notizen lagen immer wild verstreut auf dem Tisch. Deshalb kam mir die Idee, ein Notizbuch mit ihr anzufertigen, in welchem alles aufgelistet wird, was sie bewegt und betrifft, und in dem sie immer nachschauen kann, wenn sie etwas vergisst“, erzählt Sarah Edinger, wie die Idee zu diesem einzigartigen Fachprojekt entstand. Schon in die kreative Gestaltung des Tagebuchs band Sarah Edinger Bettina mit ein. „Die Einträge und Fotos, die Bettina selbst mit einer Polaroid-Kamera macht, regen zusätzlich das Gedächtnis an. Wir erstellten Wochenpläne, an denen sich Bettina orientieren kann und ihr helfen, selbständiger zu sein, weil sie nicht immer bei jemanden nachfragen muss. Folglich gibt ihr das auch mehr Selbstvertrauen“, erklärt die Sozialbetreuerin.

Auch die Fragen, die Bettina im Laufe des Tages öfters stellte, wie zum Beispiel „Wann gehen wir runter zum Mittagessen?”, „Wer fährt mit mir heute in den Hofladen?” schrieben sie mit den passenden Antworten in das Notizbuch.

Da sich Bettina keine Namen merken kann, machte sie mit Unterstützung von Sarah Edinger auch Fotos von den Betreuer*innen und Kolleg*innen in der Werkstatt und im Hofladen und versah alle mit Namen. Dabei entdeckte Bettina ihre kreative Leidenschaft. Sie begann die Einträge bunt zu gestalten und legte dabei eine erstaunliche Ausdauer an den Tag. Sarah Edinger erinnert sich: „Einmal auf der Fahrt zum Hofladen lag das Buch neben Bettina auf dem Sitz und sie fing an es durchzublättern. Dabei sah sie mich an und sagte: ‚Ich bin dankbar für das‘ und zeigte auf ihr Tagebuch.“ Die Merkfähigkeit von Bettina kann sich zwar nicht verbessern, aber durch das Festhalten der Erlebnisse hat sie gelernt, sich daran zu orientieren.

Das Projekt bestätigte Sarah Edinger in ihrer Berufswahl: „Ich wollte schon immer mit Menschen zusammenarbeiten und im besten Fall im Kleinen etwas bewirken. Rückblickend denke ich, das Beste an dem Projekt war, Bettina Freude zu bereiten und ihr eine gute Zeit zu verschaffen. Das ist ein wirklich schönes Gefühl.“